Neuerungen durch das Bürgergeldgesetz (2)

24. Januar 2023

Einkommen

  • Erhöhung der Einkommensfreibeträge für junge Menschen (U25jährige)
    • Ferienjob für Schüler:innen unter 25 Jahren ist vollständig anrechnungsfrei (§ 11a Abs. 7 SGB II, § 82 Abs. 6 S. 1 SGB XII)
    • Neuer Grundfreibetrag von 520 € (anstatt des Freibetrages von 100 €) bei Erwerbseinkommen von Schüler:innen, Studierenden, Auszubildenden und BuFDi‘s (§ 11b Abs. 2a SGB II; § 82 Abs. 6 S. 4 SGB XII)
    • Überbrückungsfreibetrag bis drei Monate nach Schulausbildung (§ 11b Abs. 2a Nr. 11 SGB II)
  • Änderungen bei den Erwerbstätigenfreibeträgen (nur SGB II)
    • Für den Bereich von 520 EUR bis 1000 EUR wir der Freibetrag auf 30 % angehoben, vorher 20 %. Maximale Verbesserung bei voller Ausschöpfung des Einkommensbereichs: 48 €. (§ 11b Abs. 3 S. 2 SGB II, ab 1.7.2023)
  • Anrechnungsfreiheit von Mutterschaftsgeld (idR. 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt, gezahlt von gesetzl. Krankenkasse) (§ 11a Abs. 1 Nr. 5 u. 6 SGB II, § 82 Abs. 1 Nr. 5 SGB XII)
  • Einnahmen aus Erbschaften sind nicht als Einkommen zu berücksichtigen (§ 11a Abs. 1 Nr. 7 SGB II, § 82 Abs. 1 S. 2 Nr. 9 SGB XII) / Vorher einmalige Einnahme und auf 6 Monate zu verteilen.
  • Jahresbeträge bei Einkünften aus Ehrenamt, Übungsleitertätigkeit und Aufwandsentschädigungen in Höhe von 3.000 € pro Jahr / vorher 250 € mtl. (§ 11a Abs. 1 Nr. 5 SGB II; § 82 Abs. 1 Nr. 8 SGB XII)
  • Einmalige Einnahmen werden in der Regel nur im Zuflussmonat als Einkommen berücksichtigt. / Vorher einmalige Einnahme und auf 6 Monate zu verteilen. Nachzahlungen von Sozialleistungen sind weiterhin auf sechs Monate verteilt anzurechnen. (nur im SGB II, § 11 Abs. 2 u. 3 SGB II

 

Verfahren

Übergangsregelung: Bis Ende Juni 2023 kann von den Jobcentern für den Begriff Bürgergeld auch der Begriff Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld verwendet werden (§ 65 Abs. 9 SGB II). D.h. Bescheide, die den neuen Namen noch nicht enthalten, verstoßen nicht gegen geltendes Recht.

Beginn des Verfahrens

Die Leistungen nach dem SGB II (bisher v.a. Hartz 4) werden auf Antrag erbracht. Der Antrag ist an keine Form gebunden (§ 9 SGB X iVm § 37 Abs. 1 S. 1 SGB II). Jede schriftliche, mündliche oder fernmündliche Erklärung, die das Begehren auf Leistungen erkennen lässt, ist ein wirksamer Antrag. Eine eigenhändige Unterschrift ist nicht erforderlich (LSG NRW 14.9.2017 – L 19 AS 360/17). Daher kann der Antrag auch »unschriftlich« per Mail, Fax usw. gestellt werden.

Wirkung eines Antrags im SGB II (bisher v.a. Hartz 4)

  • Ein SGB II – Antrag wirkt auf den Monatsersten zurück (§ 37 Abs. 2 S. 2 SGB II).
  • Ein SGB II – Antrag umfasst alle Rechtsanspruchsleistungen, insofern diese nicht die gesondert zu beantragen sind. Die umfassten Rechtsanspruchsleistungen können ab Antragstellung, max. bis Januar des jeweiligen Vorjahres rückwirkend geltend gemacht werden (§ 40 Abs. 1 S. 1 SGB II iVm § 48 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 SGB X iVm § 44 Abs. 4 SGB X iVm § 40 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II)

Gesondert zu beantragen sind nachfolgende Rechtsanspruchsleistungen (§ 37 Abs. 1 S. 2 SGB II):

  • Darlehen bei unabweisbarem Bedarf (§ 24 Abs. 1 SGB II)
  • Erstausstattung der Wohnung, einschließlich Haushaltsgeräten und Bekleidung (§ 24 Abs. 3 Nr. 1 SGB II)
  • Schwangerenbekleidung und Babyerstausstattung (§ 24 Abs. 3 Nr. 2 SGB II)
  • Eigenanteile bei Anschaffung u. Reparatur von orthopädischen Schuhen; Reparatur und Miete von therapeutischem Gerät und Ausrüstungen (§ 24 Abs. 3 Nr. 1 SGB II), im Kern: Brillenreparatur (BSG 25.10.2017 – B 14 AS 4/17 R)
  • Nachhilfeunterricht im Rahmen vom Bildung und Teilhabepaket (§ 28 Abs. 5 SGB II) Sowie:
  • Mehrbedarf für kostenaufwändige Ernährung (§ 21 Abs. 5 SGB II), sind nach BSG Rechtsprechung ebenfalls gesondert zu beantragen (BSG 20.2.2014 – B 14 AS 65/12 R)

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